Mark Wiedman gilt als potenzieller Nachfolger des Blackrock-CEO Larry Fink. Er antwortet auf die Frage nach einer Veränderung des aktuellen Währungs- und Zahlungssystems.

Frage: China betreibt seit geraumer Zeit ein eigenes Zahlungssystem, um sich aus der Abhängigkeit des Dollars zu lösen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Wiedmann: Ich glaube, wenn wir in zwanzig Jahren auf den Krieg in der Ukraine und seine Folgen zurückblicken, wird man die Beschlagnahmung russischer Fremdwährungsreserven durch westliche Zentralbanken als Wendepunkt und Beginn eines nichtwestlichen Zahlungssystems sehen. Als nichtwestlicher Staat wird man in Zukunft sehr viel vorsichtiger sein, Fremdwährungsreserven bei westlichen Zentralbanken zu halten. Nichtwestliche Investoren werden westliche Banken vermehrt meiden.

Frage: Kann man vor diesem Hintergrund von einer Entkoppelung der chinesischen und der westlichen Volkswirtschaften sprechen?

Wiedmann: Wir leben in einer widersprüchlichen Welt. Auf der einen Seite reden wir über Entkopplung. Auf der anderen Seite war 2022 ein Rekordjahr für den Handel zwischen den Vereinigten Staaten und China. Es gibt in naher Zukunft keine plausible Alternative zu China, es sei denn, es kommt zu einem Konflikt. Dann wird es keine andere Möglichkeit mehr geben, als Alternativen zu suchen. Ich würde daher eher von einer Lockerung der Verflechtung als einer Entkopplung sprechen.

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