Montag, 09.06.2012

EU-Finanzmarktaufsicht nimmt die drei großen Rating-Agenturen unter die Lupe!

Endlich ist es soweit. Die EU-Finanzmarktaufsicht (Esma) nimmt die drei großen Rating-Agenturen Standard & Poor's (S&P), Fitch und Moody's Investors Service unter die Lupe.

Auslöser ist die Herabstufung zahlreicher europäischer Banken. Alleine Moody's stufte in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von europäischen Banken herab. Esma-Chef Steven Maijoor sagte, dass es der Sinn dieser Prüfung sei herauszufinden, ob die Agenturen ausreichend stringent und transparent seien. Die Finanzmarktaufsicht vermutet, dass die Rating-Agenturen für die Bewertung europäischer Bankhäuser überhaupt nicht über ausreichend analytische Ressourcen verfügen. Zwei der drei Rating-Agenturen lehnten eine Stellungnahme hierzu ab. Lediglich S&P sei bereit seine Methoden zu erläutern. 

Bekanntlich haben schon die Agenturen in der Finanzkrise mehrfach ihre Bewertung für angeschlagene Staaten wie Spanien und Italien verschlechtert. Den Rating-Agenturen wird vorgeworfen mit ihren Urteilen die Krise deutlich verschärft zu haben. Nach Meinung der Agenturen seien für die Finanzmisere die Staaten selber verantwortlich. Man würde lediglich die schlechten Nachrichten überbringen.

Vielleicht sollte man überprüfen inwieweit die Bonitätskriterien für alle Länder gleichmäßig angewandt wurden? Wurden dieselben Kriterien, die für die europäischen Staaten gelten auch für die Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien angesetzt? Auch sollte überprüft werden, ob die potentiellen Folgen einer nachhaltigen Reform bei den betroffenen Staaten überhaupt berücksichtigt wurden. Diese Frage wird brisanter,wenn man weiß, dass die Rating-Agenturen diese Reformen zuvor unter Androhung von Herabstufung eingefordert hatten. Es ist schon merkwürdig, dass trotz des Rettungsschirmes (EFSF) der Reformprozess von Ländern mit Herabstufungen bewertet wurde.

Autor: Marc Philipp Brandl   Quelle: Folker Hellmeyer

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