Donnerstag, 07.05.2015

Streik in Deutschland - leidet die GDL an Realitätsverlust?

Klare Worte zu diesem Thema kommen vom Präsidenten des AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung, Dr. Hans Fabian Kruse.

Er sagt: „Die GDL hat den Blick für die Realität verloren. Ihr geht es schon lange nicht mehr um das Wohl ihrer Mitglieder, sondern nur noch um Machterhalt. Hier werden zum achten Mal Privatpersonen und Wirtschaft in Geiselhaft genommen. Das Geschäft von Handel und Industrie basiert auf pünktlicher Lieferung, die mit diesem langen Streik nicht mehr gegeben ist.“ Und weiter sagt er: „Die Schiene ist für unsere Unternehmen wegen der zu transportierenden Mengen unverzichtbar. Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht, weil die Kapazitätsgrenzen im Straßengüterverkehr erreicht sind.“ Ähnlich sieht das wohl auch der Wirtschaftsverband, der nach eigenen Angaben 3.500 Unternehmen in Norddeutschland vertritt. Er beziffert: "…den volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 100 Millionen Euro je Streiktag…“. Naturgemäß sieht das GDL-Chef Claus Weselsky anders, der erst kürzlich eine Schlichtung des Tarifstreits mit der Bahn abgelehnt hat. Er begründet die Ablehnung der Schlichtung damit, dass man nicht über Grundrechte schlichten lassen will. Massiv betroffen, von dem langen Streik, dürfte auch die Seehafenwirtschaft sein. Man kann sich nur glücklich schätzen, dass viele Häfen, seit der Liberalisierung des europäischen Schienengüterverkehrs 1994, mit privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen Verträge geschlossen haben. Somit sind diese Strecken nicht direkt von dem GDL-Streik betroffen. Trotzdem dürften, gerade die großen Seehäfen wie Hamburg, die Folgen des Streiks massiv zu spüren bekommen.

Ich denke, dass eine Einigung beider Parteien ohne eine Schlichtung kaum möglich sein dürfte. Es ist nur schwierig in eine Schlichtung einzutreten, wenn eine der beiden Parteien diese kategorisch ablehnt.

Autor: Marc Philipp Brandl

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