Montag, 19.08.2013

Sind Investments in Rail-Fonds (Eisenbahnfonds) lukrativ?

Um die Frage beantworten zu können, ob Rail-Fonds lukrativ sind muss man sich als erstes den Markt und seine Chancen ansehen.

Sofern der Markt ein großes Potenzial bietet, kann grundsätzlich ein Investment in Rail-Fonds interessant sein. 

Der Markt: Jeder Autofahrer hat es erfahren, dass gerade in Deutschland die Autobahnen unter der starken Beanspruchung von LKWs leiden. Das gilt nicht nur für die Fahrbahnoberfläche, sondern auch für PKWs. Teilweise fahren PKWs kilometerlang an LKWs die auf der rechten Spur fahren vorbei. Eine Lösung des Problems könnte sein, die LKW-Ladung zumindest zum Teil von der Straße auf die Flüsse zu nehmen oder von der Straße auf die Schiene. Diese Konzepte sind allerdings nicht neu. Was macht denn gerade jetzt diese alten Konzepte so interessant? Vor drei Jahren hat die Unternehmensberatung McKinsey dem Schienenverkehr in Deutschland eine große Zeit vorausgesagt. Die damals von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene Studie prognostiziert dem Schienengüterverkehr ein Marktanteil bis 2025 von bis zu 21 % am Güterverkehr. Damals lag der Marktanteil noch bei 16 %. Ähnlich positiv sieht dieses auch die GATX Rail Germany GmbH. Sie erwarten in den nächsten fünf Jahren einen wachsenden Anteil des Schienengüterverkehrs.

Die Liberalisierung des Schienengüterverkehrs in der Europäischen Union führte zur Gründung von zahlreichen privaten Bahnunternehmen. Das Wachstum ist seither enorm. Lag der Marktanteil der Privaten im Jahr 2000 am gesamten Schienengüterverkehr in Europa bei 2 %, so sind es derzeit mehr als 25 %. Diese Steigerung des Marktanteils geht natürlich zulasten der alten Staatsbahnen. Auch in den nächsten Jahren wird der Marktanteil der privaten Bahnunternehmen am Schienengüterverkehr weiter zunehmen, nicht zuletzt weil es auch von der Politik so gewollt ist. Die Chance für private Investoren ergibt sich daraus, dass die privaten Betriebe bevorzugen ihre Lokomotiven und Waggons zu mieten (zu leasen) statt diese zu kaufen. Der Vorteil für die Unternehmen ist der, dass das für sie ein höheres Maß an Flexibilität mit sich bringt.

Aber auch die Schiene, genau wie die Schifffahrt momentan von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung betroffen, was zur Folge hat, dass auch hier, genau wie in der Schifffahrt antizyklische Investments möglich sind. Interessant wird es genau dann, wenn man sich die Fakten in Form von Zahlen ansieht. Im Jahr 2012 wurden von in- und ausländischen Eisenbahngesellschaften auf dem deutschen Schienennetz Güter mit einem Volumen von 366,1 Millionen t transportiert, was 2,4 % (oder 9,8 Millionen t) weniger ausmacht als noch im Jahr 2011. Als Gründe für diese Entwicklung gilt die von der Krise besonders betroffene Stahlindustrie. Derzeit besteht eine hohe Nachfrage für Kombi- und Bauzugverkehre, d.h. Bauprojekte wie zum Beispiel in Süddeutschland "Stuttgart 21". Alleine dieses Projekt dürfte den Bahnen schätzungsweise eine fünfjährige Sonderkonjunktur im Bauzugverkehr bescheren. Insbesondere im Waggonmarkt sind derzeit große Mengen von Ersatzinvestitionen nötig, um die alten Waggons durch Neue zu ersetzen. Trotzdem dürften Lokomotiven gegenüber Waggons für Privatanleger interessanter sein, da mehr Lokomotiven benötigt werden.

Die Deutsche Bahn AG besaß Ende 2011 rund 107.000 Güterwaggons, davon ca. 95.000 im Eigenbesitz. Bei den Güterzuglokomotiven verfügt das Unternehmen über rund 3.600 Fahrzeuge, wovon ca. 2.100 mit Dieseltreibstoff betrieben werden. Die restlichen Lokomotiven fahren elektrisch.

Fazit: Die Nachfrage nach Transportleistungen auf der Schiene wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Die dadurch zusätzlich benötigten Lokomotiven und Waggons werden bei den privaten Eisenbahngesellschaften sicherlich im Wesentlichen durch Leasinggesellschaften finanziert, wovon auch ein geringer Teil den Kapitalmarkt erreichen dürfte. Aufgrund der antizyklischen Investitionsmöglichkeit dürfte ein Investment in die Assetklasse "Transport und Logistik" auch die Eisenbahnen für deutsche Kapitalanleger sehr interessant machen.

Autor: Marc Philipp Brandl

 

 

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