Noch vor zwei Jahren nahm die Deutsche Bank mit ihrer virtuellen Hauptversammlung (HV) aus Sicht großer Investorenvertreter eine Vorreiterrolle ein. Doch im Vorfeld des diesjährigen virtuellen Aktionärstreffens hagelt es Kritik.

Aus Sicht großer Aktionäre schränkt das Institut die Fragemöglichkeiten der Anteilseigener im Vergleich zu den Vorjahren zu stark ein. Auch gegen die Wahl des Vize-Aufsichtsratschefs Norbert Winkeljohann gibt es Widerstand. Laut Vanda Rothacker, Corporate-Governance-Expertin der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, geht die Deutsche Bank durch die eingeschränkten Fragemöglichkeiten zu ihren Aktionären auf Distanz. „Wir wollen keine Distanz-Hauptversammlungen“, sagt sie dem Handelsblatt. Hintergrund ihrer Kritik ist die Entscheidung des Instituts, die vorab gestellten Fragen der Aktionäre schon vor der virtuellen Hauptversammlung am 17. Mai schriftlich zu beantworten – und auf der Hauptversammlung selbst nur noch Rückfragen zu den Antworten zu stellen. Die einzige Ausnahme sind Fragen zu neuen Entwicklungen unmittelbar vor der Hauptversammlung. Rothacker kritisiert: „Wir finden es schwach, dass Vorstand und Aufsichtsrat die Fragen der Aktionäre nicht mehr persönlich während der Hauptversammlung beantworten.“ Der Generaldebatte werde damit die Grundlage entzogen. „Die Deutsche Bank fällt hinter ihre Bemühungen der letzten beiden Jahre zurück, die virtuelle Hauptversammlung zumindest stärker an die Präsenzhauptversammlung anzunähern“, sagt Rothacker. Union Investment ist nicht der einzige Aktionärsvertreter, der mit der Entscheidung der Bank unzufrieden ist. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lehnt nach Angaben ihres Vorstandsmitglieds Markus Kienle „eine reine Vorverlagerung des Fragerechts und damit der Fragen ab“.  

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