Die Reederei Hapag Lloyd hat 2022 mit der Container-Schifffahrt mehr Gewinn gemacht, als mancher Dax-Konzern an der Börse wert ist: € 17,5 Milliarden. Der Regenmacher des Konzerns heißt Rolf Habben Jansen. Unter seiner Führung hat sich der Aktienkurs mehr als verzehnfacht. Dennoch bleibt der Vorstandschef nüchtern und sachlich. Er weiß: Das Jahr 2022 war vermutlich eine Ausnahme – und auf das Unternehmen warten weiterhin große Herausforderungen.
Die Geschichte des Tourismuskonzerns Tui ist eine dieser Geschichten, bei der man sich fragt: Was wäre, wenn …? Die Tui war Großaktionär bei der Reederei Hapag Lloyd, ihr gehörten fast 50 % am Unternehmen. Doch nach und nach trennte sich das Unternehmen von seinen Anteilen. Das Geschäft war schwierig, man wollte sich lieber auf das Kerngeschäft fokussieren. Urlaub statt Logistik, das war jahrelang die Devise in Hannover. Dann kam die Coronapandemie samt Reisebeschränkungen – und Tui brauchte Staatshilfe. Heute ist der Konzern an der Börse noch knapp € 13 Milliarden wert, während Hapag Lloyd allein im vergangenen Jahr einen Gewinn von € 17,5 Milliarden gemacht hat. Allein Milliardär und Großaktionär Klaus-Michael Kühne, der damals beim Unternehmen statt der Tui einstieg, wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr als € 3 Milliarden Dividende de ausgeschüttet bekommen. Die Pandemie hat daran einen großen Anteil. Denn nach der anfänglichen Unsicherheit gab es einen regelrechten Boom, die Preise für Container-Transporte schossen rasant nach oben – und damit auch die Margen von Hapag-Lloyd und Co. Rolf Habben Jansen betont, dass auch die Kosten gestiegen seien, etwa weil sich die Abfertigung in vielen Häfen verzögerte. Dennoch: Allein für das Jahr 2022 lag die Ebit-Marge von Hapag Lloyd bei € 34,5 Milliarden, Umsatz bei 50,7 %. Wiederholen lässt sich dieser Erfolg allerdings nicht so schnell. Die Zinswende und die hohe Inflation haben das Konsumklima deutlich eingetrübt. In diesem Jahr soll der Gewinn „nur“ bei € 2 - 3 Milliarden liegen.