Im Tauziehen um die Währungsunion standen die Deutschen oft für staatliche Sparsamkeit, die Italiener für das Gegenteil. Doch das war nicht immer so – und ist auch jetzt anders. Die Bundeskanzlerin und ihr Vize sind vom Erbe Ludwigs Erhards abgerückt.

Mit dem Eintritt in die Währungsunion hofften italienische Ökonomen, dass der Druck einer harten Währung die Verkrustungen der Wirtschaft aufbrechen und die von eher kleinen Unternehmen dominierte Wirtschaft durch die Herausbildung größerer, international wettbewerbsfähiger Unternehmen modernisieren würde. Doch die Beharrungskräfte der italienischen Wirtschaft und Gesellschaft widerstanden dem Druck des Euro. Der Zusammenprall der Kräfte erzeugte Kollateralschäden in Form einer Stagnation der Wirtschaft und aus dem Ruder laufender Staatsverschuldung. Premierminister Mario Draghi soll das nun richten. Aber eine Politik der „Austerität“ ist nicht zu erwarten, stünde sie doch zu stark unter der dunklen Wolke des Faschismus. Da trifft es sich gut, dass Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz vom Erbe Ludwig Erhards abgerückt sind. Gegen die Vergemeinschaftung künftiger Staatsschulden im EU-Aufbauplan und die gemeinsame monetäre Finanzierung von Altschulden durch die Europäische Zentralbank haben sie nichts einzuwenden.

(Thomas Mayer, Flossbach von Storch Research Institute)

Marktinformationen-Archiv